

STUTTGART - Mangelnde Fahrpraxis und hohe Risikobereitschaft von Jugendlichen sind nach Ansicht von Verkehrsexperten die Hauptursache für Unfälle im Straßenverkehr. "Man muss erst eine gewisse Anzahl von Kilometern gefahren sein, um zu wissen, wie man sich in bestimmten Situationen am Steuer verhält“, sagte Volker Weinstock, Verkehrsreferent im Innenministerium, in einem dpa-Gespräch am Montag, 10. November 2003, in Stuttgart. Besonders gefährdet sei die Gruppe der 18- bis 21-Jährigen. "Die Jungen fahren einfach schneller und schätzen die Gefahr nicht richtig ein“, erläuterte Weinstock. Wer risikobereit ist, fahre auch eher schneller oder überhole an Stellen, wo es nicht angebracht oder verboten ist. Zu schnelles Fahren war auch die Ursache für den tödlichen Unfall vom Wochenende bei Bad Wurzach (Kreis Ravensburg): Fünf junge Menschen im Alter zwischen 17 und 20 Jahren fanden bei der Heimfahrt nach einem Discobesuch auf der Landstraße den Tod. Nach Angaben der Polizei war der 18 Jahre alte Fahranfänger mit „weit über 100 Stundenkilometern“ unterwegs. Es war kein weiteres Fahrzeug beteiligt. Die Umstände des Unfalls decken sich mit Erkenntnissen der Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen bei Bonn. Diese habe 1997/1998 die Regionalstruktur nächtlicher Freizeitunfälle junger Fahrer untersucht, sagte Weinstock. Daraus geht hervor, dass in jedem dritten von bundesweit 60 000 untersuchten Unfällen kein weiteres Fahrzeug verwickelt war. „Dies bedeutet, dass die Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren haben“, sagte Weinstock. Der typische Unfallbeteiligte sei laut Studie männlich, fahre zu schnell oder stehe unter Alkoholeinfluss. In Ballungszentren sei zwar die Anzahl der Unfälle sehr hoch; auf dem Land seien die Folgen jedoch gravierender als in der Stadt. Weinstock machte darauf aufmerksam, dass nicht alle Jugendlichen gleich sind. Die Polizei unterscheidet im Straßenverkehr im wesentlichen zwischen drei Typen: So habe der "introvertierte Student“ ein ganz anderes Fahrverhalten als der "Disco-Macho“, der sich produzieren will. Er sei seltener in Unfälle mit schweren oder tödlichen Verletzungen verwickelt. "Der Disco-Macho treibt die Rate dagegen hoch“, sagte Weinstock. Auch der „trinkfreudige Sportler“ sei im Straßenverkehr gefährdeter. Neben Alkohol seien natürlich auch Drogen ein Problem mit erheblichen Steigerungsraten. So habe es im Jahr 1998 noch 260 Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss gegeben. Im Jahr 2002 waren es schon 520 . Die Gesamt-Verunglücktenrate lag in Baden-Württemberg im Jahre 2002 bei 545 pro 100 000 Einwohner. In der Gruppe der 18- bis 21-Jährigen wurde der Wert 1713 ermittelt. „Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit in dieser Altersgruppe bei einem Unfall verletzt oder getötet zu werden drei Mal höher liegt als im Landesdurchschnitt“, sagte Weinstock. Bei den 21- bis 24-Jährigen sinke die die Rate wieder auf 1308, bei den 35- bis 40-Jährigen liege sie bei 584. Bei den 55- bis 59-Jährigen sinkt die Rate rapide auf 402.
Dieser Artikel wurde original aus dem/der Innenministerium Baden-Württemberg entnommen,