01.07.2004
Vermisstensuche im Merkelbad
Esslinger Zeitung - Petra Weber-Obrock
ESSLINGEN: Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr in den Technikräumen - Autos versperren Weg in der engen Mühlstraße
Um 19.50 Uhr geht der Notruf aus dem Merkel'schen Bad in der Einsatzzentrale der Feuerwehr in der Adlerstraße ein: Unfall in den Technik- und Heizungsräumen des Hallenbads im Untergeschoss. Bei starker Rauchentwicklung werden mehrere Menschen vermisst. Drei Minuten später kommt das erste Fahrzeug mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten in der Mühlstraße an. Sieben Minuten danach biegen weitere Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr der Abteilungen Stadtmitte und Sirnau mit Blaulicht und Sirene in die enge Mühlstraße ein.
Auch die DRK-Bereitschaft Esslingen mit Bahren und die Polizei sind schnell zur Stelle. Feuerwehrleute strömen aus, um die in den verrauchten Katakomben vermissten Männer zu suchen. Ein äußerst realistisches Notfallszenario. Zum Glück fand jedoch nur die Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr statt. Roland Reutter, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte, konzipierte den Einsatz. Es geht hauptsächlich um klare Kommunikation und Koordination zwischen den Einsatzleitern verschiedener Organisationen und ihren Mitarbeitern: "Das Ganze läuft nur rund, wenn sich die Einsatzleiter über das gemeinsame Vorgehen kurzschließen."
Hauptamtliche in der Wache
Einsatzleiter ist an diesem Abend Zugführer Thomas Kroll von der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte. Rund um die Uhr ist die Wache in der Adlerstraße seit 1996 mit hauptamtlichen Kräften besetzt. Für Stadtbrandmeister Roland Stalzer, der als Beobachter dabei ist, eine Voraussetzung für die schnellste und optimale Reaktion. "In der Mühlstraße können wir in zweieinhalb bis drei Minuten sein." Der erste Löschzug träfe dann zehn Minuten nach Notrufeingang dort ein. Auch wenn der Ernstfall an diesem Abend keine Realität ist und zwei der "Opfer" sich ganz entspannt über Leitern von den Jugendstilbalkonen des Gebäudes retten lassen, sind manche Pannen leider Teil der Wirklichkeit.
Ein Löschzug musste in der engen Mühlstraße Zeit raubend rangieren, um an falsch parkenden Fahrzeugen vorbeizukommen. "Die Löschfahrzeuge haben eine Achszusatzlenkung und kommen meistens irgendwie um die Autos herum", schildert Reutter. Wenn es nicht anders geht, werden Autos auch mal weggerammt. Auf dem Parkplatz im Hof des Merkelbads steht ein Löschfahrzeug mit großer Drehleiter, über die Wasser auf das Dach gespritzt wird. In den Heizungs- und Technikräumen ist die Übung am nächsten dran an der harten Realität. Mit Atemschutzgeräten arbeiten sich Wehrmänner durch die dunklen und vernebelten Technikräume, um die Vermissten zu finden.
250 freiwillige Helfer
Das ist für die Feuerwehrleute mit der rund 15 Kilogramm schweren Ausrüstung eine schweißtreibende Arbeit. "Bei 200 bis 220 Einsätzen jährlich kommt die Freiwillige Feuerwehr der Stadtmitte auch beruflich an ihre Grenzen", sagt Stalzer. Neben den 25 hauptamtlichen Kräften in allen Stadtteilen sind etwa 250 freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz.
Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung
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