11.10.2004
Brenzlige Situation in engen Gassen
Esslinger Zeitung - Sabine Försterling
ESSLINGEN: Feuerwehr probt den Ernstfall - Parksünder behindern Rettungskräfte
In der Mittleren Beutau lodern die Flammen, doch der Löschzug der Feuerwehr bleibt in der engen Gasse stecken. Der Brand war zum Glück nur Fiktion. Real hingegen war die abgestellte Palette voller Zementsäcke sowie das auf der gegenüberliegenden Seite ordnungsgemäß parkende Fahrzeug: Für die Rettungskräfte verstrichen wertvolle Minuten.
Alljährlich probt die freiwillige Feuerwehr gemeinsam mit der Polizei und dem Ordnungsamt den Ernstfall. Bei der vierstündigen Fahrt am Freitagabend durch die verwinkelte Esslinger Altstadt sowie die Weststadt wurden mehr als zehn Parksünder, die Vorort ermittelt werden konnten, zur Kasse gebeten, sowie ein Fahrzeug abgeschleppt. Das wird für den Halter teuer. Neben dem Bußgeld kommen noch 120 Euro Abschleppkosten auf ihn zu. Doch im Fall eines Brandes wären wertvolle Minuten verstrichen. Ein schnelles Durchkommen kann über Leben und Tod entscheiden. Die Situation in den engen Gassen der Altstadt ist besonders brenzlig. Und so mancher Autofahrer macht sich keine Gedanken über den Platzbedarf eines Löschfahrzeuges, das immerhin eine drei Meter breite Durchfahrt braucht und wenn die Leitern ausgefahren werden sogar fünf Meter.

Zementsäcke versperren den Weg
So werden ausgewiesene Brandschutzzonen zugeparkt und das Auto in Halteverboten an verwinkelten Straßeneinmündungen abgestellt. In der Vergangenheit wurden bei derartigen Testfahrten bis zu 70 Fahrzeuge abgeschleppt, erzählt Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik. Diese Aktionen sollen aber nicht den Stadtsäckel füllen, sondern der Aufklärung dienen. Am Freitagabend steuerte der Löschzug
zunächst die Mittlere Beutau an. Nach ein paar hundert Metern war schon Schluss. Eine Palette Zementsäcke versperrte den Weg. Im Haus brannte kein Licht und so versuchte die Polizei den Halter des auf der gegenüberliegende Seite parkenden Autos zu ermitteln. Dieser habe sein Fahrzeug ordnungsgemäß geparkt, betonte Gorzellik. Der Verursacher sei der Bauherr. Wäre nämlich der Umbau angemeldet gewesen, hätten die Ordnungskräfte für ein Halteverbot auf der gegenüberliegenden Seite gesorgt.
Wertvolle Minuten verstreichen
So wurde nun die Bereitschaft vom Tiefbauamt aus dem Bett geklingelt, um die Zementsäcke zu entfernen und das Löschfahrzeug stieß rückwärts wieder aus der Gasse heraus. Wenn das Fahrzeug wirklich stecken bleibt, wird laut dem Amtsleiter der Feuerwehr, Rainer Stalzer, sofort die Bereitschaft in Berkheim oder Sirnau alarmiert, die den Brand dann von der anderen Seite anfährt. Doch da könnten bis zu 20 Minuten vergehen.
Ortswechsel: Bei der Franziskanerkirche parkte ein Fahrzeug steil in der Kurve, so dass die Feuerwehr nicht um die Ecke kam. Die gegenüberliegenden Pflanzkübel könnten unter Umständen beiseite geschafft werden, meinte Feuerwehrmann Roland Reutter. Doch auch das kostet wertvolle Zeit. Die Testfahrt diene ebenso der Überprüfung, ob Umgestaltungen kritische Situationen entschärfen können, so Gorzellik. Der Halter des parkenden Wagens beklagte sich über zu wenig Parkplätze für Anwohner. Auf dem falschen Fuß wurde ein Fahrer in der Strohstraße/Ecke Franziskanergasse erwischt. Er sei nur drei Minuten weg gewesen. Aufgrund seines auffälligen Verhaltens musste er erst einmal blasen, aber der Alkoholtest fiel negativ aus. In der Brandschutzzone am Hafenmarkt suchte ein Autofahrer noch schnell das Weite. Dennoch zog Gorzellik eine positive Bilanz. "Die Arbeit der Vergangenheit hat gefruchtet." Viele altbekannte Engstellen waren an diesem Abend nicht zugeparkt.
Foto: Bulgrin
Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung
entnommen,
wir übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt.