01.12.2004
Produktpirat verkauft Hunderttausende falscher Rauchmelder
Spiegel online - Spiegel online
Kunden, die bei Aldi in den vergangenen Wochen einen Rauchmelder gekauft haben, wiegen sich womöglich in trügerischer Sicherheit. Ein Importeur aus Mönchengladbach soll mehrere Hunderttausend gefälschte und nicht funktionsfähige Plagiate auf den Markt gebracht haben. Die Staatsanwälte ermitteln bereits.
Dortmund/Gießen - Die Staatsanwaltschaft Gießen verdächtigt einen Importeur aus Mönchengladbach, die Fälschungen in Deutschland vertrieben zu haben, und ermittelt wegen Betrugs und Verstoßes gegen das Markengesetz. Die Ermittler kamen dem Unternehmen nach einer Strafanzeige der Hongkonger Firma, die die Originale herstellt, auf die Spur. Bei der Durchsuchung der Geschäftsräume des Verdächtigen seien zahlreiche aus Asien importierte Rauchmelder gefunden worden. Offenbar habe der Mann die Geräte mit falschen Etiketten als geprüfte Geräte an die Einzelhandelskette Aldi Süd verkauft. Über die Zahl der Geräte machte der Sprecher keine Angaben.
Die täuschend ähnlich aussehenden Fälschungen mit Prüfsiegel wurden Anfang September in den 1600 Filialen des Discounters in Süd- und Westdeutschland angeboten und sind mittlerweile zurückgerufen worden. Die interne Qualitätskontrolle bei Aldi Süd habe festgestellt, dass "ein Funktionieren der 371.000 angebotenen Geräte nicht gewährleistet werden kann". Nach Informationen der Zeitung erfülle keines der getesteten Geräte die Qualitätsstandards.
Große Mengen an Plagiaten sind möglicherweise auch in namhaften Baumärkten gelandet - unter einer anderen Typen-Bezeichnung und in einer veränderten Verpackung. Dort seien sie mit funktionierenden Geräten, deren Verpackung nachgeahmt wurde, vermischt worden, sagte Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der Dortmunder "Ruhr Nachrichten". "Es ist davon auszugehen, dass insgesamt einige hunderttausend Geräte in Deutschland verkauft wurden", sagte Hübner.
Die unbrauchbaren Exemplare waren dem Bericht zufolge von den funktionierenden äußerlich nicht mehr zu unterscheiden. Auf beiden Verpackungen stünden zahlreiche gängige Prüfsiegel, wie etwa das der Stiftung Warentest. Nach Prüfung durch die Zertifizierungsstelle VdS hätte keines der Geräte ein Prüfzertifikat bekommen dürfen. Im Auftrag der Hongkonger Herstellerfirma der original Rauchmelder hat der VdS stichprobenartig mehrere Plagiate untersucht. "Ein hoher Prozentsatz davon hat nicht funktioniert", sagte Reinhard Lüttenberg, Leiter des VdS-Prüflabors.
Die entsprechenden Baumärkte seien unverzüglich informiert worden mit der Empfehlung, die Ware sofort aus dem Verkauf zu nehmen. Den Verbrauchern werde nun geraten, auf Rückrufaktionen der Händler zu achten, so die VdS.
Deutschlands größte Baumarktkette Obi geht allerdings davon aus, dass in ihren Geschäften keine Plagiate verkauft wurden. Es gebe entsprechende Sicherungsmaßnahmen, die das verhinderten, sagte eine Sprecherin in Wermelskirchen. Man nehme den Vorfall jedoch zum Anlass, alle Prüfsiegel der in den 341 Filialen angebotenen Rauchmelder nochmals überprüfen zu lassen.
Die Rückrufaktion von Aldi allein wird nicht ausreichen, um die Gefahr vollends zu beseitigen. Weitere Geräte seien noch auf dem Weg nach Deutschland, warnte Hübner. Nach Angaben der "Ruhr Nachrichten" liegen in einer Bremer Lagerhalle 360.000 Geräte, die für den Verkauf bei Aldi Nord bestimmt waren. In Rotterdam habe außerdem ein Schiff mit 400.000 Plagiaten tagelang im Hafen gelegen. Was mit ihnen geschehen sei, darüber herrsche bislang noch keine Klarheit.
Um das Sicherheitsleck zu schließen, forderte der Deutsche Feuerwehrverband den Handel auf, die Lieferwege seiner Rauchwarnmelder nachzuvollziehen und möglicherweise gefälschte Geräte sofort aus dem Verkauf zu nehmen.
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