19.04.2005
Der Gründer der Notfall-Nachsorge ist tot
Esslinger Zeitung - Hans-Joachim Hirrlinger
PLOCHINGEN: Kurt Spieth hat mit seinem Team vielen verzweifelten Menschen geholfen
"Wir leisten Erste Hilfe für die Seele", begründete Kurt Spieth die Notwendigkeit des Notfall-Nachsorgedienstes des DRK-Kreisverbandes Esslingen. Diese Einrichtung wurde von ihm vor zehn Jahren geschaffen und bundesweit Vorbild für ähnliche Hilfen. Kurt Spieth ist am Samstag im Alter von 60 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.
Im Bereich der notfallmedizinischen Versorgung sei fast alles optimal geregelt, erkannte Spieth vor zehn Jahren, aber die seelische Betreuung der Betroffenen und der Helfer, die mit Not, Tod und Verzweiflung konfrontiert sind, die blieb auf der Strecke. Daraus entwickelte der gebürtige Esslinger die Idee einer Notfall-Nachsorge durch ausgebildete Krisenhelfer, meist Pfarrer. Wie wichtig diese Betreuung ist, zeigen die Einsätze, die sich inzwischen auf mehr als 160 pro Jahr summieren.
Spieth war mit seinem Team bei Abschiebungen im Einsatz, beispielsweise im Fall einer kurdischen Familie in Köngen, die sich in ihrer Wohnung verbarrikadiert hatte und drohte, sich umzubringen. Seine Krisenhelfer begleiten Polizisten, wenn sie die Nachricht vom Tod von Angehörigen überbringen müssen. Sie versuchen, drohende Selbsttötungen zu verhindern, und helfen Angehörigen wie im Fall der ermordeten sechsjährigen Alexandra Noack in Bonlanden durch Wochen zwischen Verzweiflung und Hoffnung.
Der ausgebildete Rettungsassistent und Kriseninterventionshelfer, Gesprächs- und Traumatherapeut leitete ehrenamtlich den Nachsorgedienst und beruflich die DRK-Abteilung Hausnotruf. Auch darüber hinaus galt er im DRK als findiger Kopf, der Rettungsmethoden entwickelt hat und Anstöße wie jenen für den Baby-Notarztwagen gab.
Die Trauerfeier für Kurt Spieth findet am Donnerstag um 14 Uhr in der Stadtkirche Plochingen statt.
Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung
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