02.06.2006
Rettungskräfte in Rufbereitschaft
Esslinger Zeitung - Dagmar Weinberg
KREIS ESSLINGEN: Wenn in Stuttgart weltmeisterlich gekickt wird, stehen die Nachbarn Gewehr bei Fuß
Wenn am 13. Juni im Gottlieb-Daimler-Stadion die Kicker aus Frankreich und der Schweiz auflaufen, stehen wir hier Gewehr bei Fuß, sagt Ernst Ruoss, Leiter des Amtes für Katastrophenschutz und Feuerlöschwesen im Landratsamt. Kommt es zu einem Zwischenfall mit vielen Verletzten, machen sich auch Feuerwehren und Rettungskräfte aus dem Kreis Esslingen auf den Weg nach Stuttgart.
Hatte man sich bis vor einigen Jahren auch in Baden-Württemberg darauf verlassen, dass die Rettungsdienste einen Notfall schon irgendwie in den Griff bekommen werden, erarbeiteten Bund und Länder im Hinblick auf die Fußball-WM ein Nationales Sicherheitskonzept. Das wurde dann, so Ernst Ruoss, gemeinsam mit den zuständigen Ministerien, der Stadt Stuttgart, dem Regierungspräsidium und der Polizei auf Stuttgart heruntergebrochen. Und daran orientiert sich auch für uns im Kreis Esslingen alles.
Erstversorgung vor Ort
Das Notfallkonzept geht davon aus, dass das in Stuttgart stationierte Rettungsteam Un- oder Zwischenfälle mit bis zu 50 Schwer(st)verletzten managen kann. Im und rund um das Daimler-Stadion stehen an den sechs WM-Spieltagen insgesamt 55 Notärzte, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter sowie weitere Helfer bereit, die die Patienten in bereits aufgebauten Zelten notfallmedizinisch versorgen können.
Die zweite Stufe des Sicherheitskonzepts geht von bis zu 250 Verletzten aus. Das ist dann ein Großschadensereignis, und da sind wir als Nachbarkreis natürlich gefragt, erläutert Ernst Ruoss. Damit die Helferinnen und Helfer aus dem Kreis Esslingen keine Zeit verlieren, sind kreisweit vier Einsatzeinheiten des DRK und der Malteser während der Stuttgarter WM-Spiele in Rufbereitschaft. Eine Einheit umfasst im Schnitt 25 Helfer. Auch Notärzte, Psychologen und Notfallseelsorger, die sich unabhängig von der Konfession um die Verletzten kümmern, sind mit dabei.
Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen die Notfallpatienten sofort ins Krankenhaus gebracht werden, läuft bei uns die Erstversorgung der Patienten vor Ort. Erst dann werden sie von den Notärzten gezielt bestimmten Kliniken zugewiesen, erläutert Ernst Ruoss. Da man davon ausgehe, dass die Krankenhäuser in der näheren Umgebung auch von leicht Verletzten frequentiert werden, wird man die Schwerverletzten weiträumig, also zum Beispiel auch in die Unikliniken, verteilen. So wurden im Vorfeld der Fußball-WM auch am Tübinger Universitätsklinikum die Notfallpläne überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht, berichtet Klinik-Pressesprecherin Ellen Katz. Selbst wenn der Streik der Klinikärzte während der Weltmeisterschaft andauern sollte, ist die Notfallversorgung auf jeden Fall sichergestellt. Darauf legen auch unsere Ärzte großen Wert, unterstreicht sie.
Schließlich seien im Schnitt nur 100 der insgesamt 900 Ärztinnen und Ärzte des Tübinger Klinikums im Streik. Alle anderen stehen im Notfall zur Verfügung, selbst wenn sie dienstfrei haben. Denn dann werden sie ins Haus gerufen.
Gut ausgebildet und flexibel
In den Vorbereitungen zur WM wurde auch der schlimmste Fall durchgespielt: Ein Terroranschlag im Gottlieb-Daimler-Stadion, bei dem atomare, biologische oder chemische Kampfstoffe eingesetzt werden. In diesem Fall stehen während der Spiele im Daimler-Stadion Spezialkräfte der Feuerwehren aus dem Kreis Esslingen zur Ablösung ihrer Stuttgarter Kollegen parat.
So würden sich die Gefahrgutzüge aus Esslingen und Nürtingen sowie der in Ostfildern stationierte Gerätewagen Messtechnik in Bewegung setzen. Die speziell ausgebildeten Mitglieder der Feuerwehren sind an den Spieltagen natürlich ebenfalls in Rufbereitschaft, erläutert Ernst Ruoss, der der Weltmeisterschaft insgesamt gelassen entgegenblickt. Unsere Rettungskräfte und Feuerwehren sind sehr gut ausgebildet und flexibel.

Bild: Innenministerium BW
Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung
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