15.12.2006
Nach Störfall werden Gasleitungen ausgetauscht
Esslinger Zeitung online - Roland Kurz
DEIZISAU: Heiß gewordenes Rohrstück lässt im Alu-Schmelzwerk Chlor austreten
Die leck geschlagene Chlorgasanlage im Aluminium-Schmelzwerk Aleris-VAW-IMCO im Hafen ist noch nicht in Betrieb genommen worden. Erst müsse die Ursache genau geklärt werden, sagte Werksleiter Andreas Alberstadt, der im Gemeinderat Deizisau den Unfall und die Untersuchung erläuterte.
Entgegen ersten Berichten trat das Chlorgas nicht aus Fässern aus, sondern aus einem Rohrstück, das heiß geworden und in Brand geraten war. Alle Ventile hätten sofort geschlossen, versicherte Alberstadt, so dass nur das Gas zwischen zwei Ventilen ausgetreten sei. Rechnerisch könne es sich um maximal 14 Liter handeln, gelagert habe man 2000 Kilogramm Chlor. Auch die Sprinkleranlage und die Alarmierung hätten sofort ausgelöst. Alberstadt: "Die gesamte Sicherheitstechnik hat funktioniert." Die Evakuierung der Mitarbeiter sei in drei Minuten abgeschlossen gewesen. Dass man vor einigen Wochen eine Übung abgehalten habe, habe sich bei diesem Störfall ausgezahlt.
Die Chlorgas-Anlage im Schmelzwerk sei nahezu identisch mit jenen in Schwimmbädern, versuchte der Ingenieur das Gefährdungspotenzial anschaulich zu machen. Im unmittelbaren Gefahrenbereich seien Chlorwerte von maximal 11 ppm gemessen worden, dies ist etwa der zehnfache Wert der zulässigen Konzentration am Arbeitsplatz. In 20 Metern Entfernung habe man noch den vierfachen Wert dessen gemessen, was ein Arbeiter täglich einatmen dürfe. Außerhalb des Werksgeländes habe man gar kein Chlor mehr festgestellt, sagte Alberstadt.
Das Aleris-Neckarwerk leitet die Chlor-Stickstoffmischung in die Schmelze ein, um den verunreinigten Schrott zu reinigen: Calcium und Magnesium sollen sich mit dem Chlor verbinden.
Auf dieses Verfahren kann das Werk derzeit nicht zurückgreifen, denn der Gutachter hat die Anlage noch nicht freigegeben. Das Neckarwerk behilft sich mit Salzen, was aber Schwierigkeiten bereite, sagte Alberstadt. Die Chlorgas-Anlage werde neu aufgebaut, betonte er, es werde kein Teil geputzt und wieder eingebaut. Alle Schweißnähte würden einer Röntgen- und einer erweiterten Druckprüfung unterzogen. Fehler beim Schweißen sei ein Faktor, der den Unfall ausgelöst haben könnte. Denkbar sei auch die Verwendung eines falsches oder beschichteten Materials. Jedenfalls gehe der Gutachter davon aus, dass ein Rohr heiß geworden ist. Alberstadt hofft, dass die Gasanlage nächste Woche wieder läuft.
Erweiterung bleibt das große Ziel
Das "ganz große Ziel"von Aleris sei, so teilte der Werkleiter mit, möglichst in eineinhalb bis zwei Jahren den zweiten Werksteil zu bauen. Die Kapazität würde damit verdoppelt. Derzeit arbeiten im Aluminiumwerk 33 Mitarbeiter. Der Aleris-Konzern hat weltweit mehr als 10 000 Beschäftigte.
Dieser Artikel wurde original aus dem/der Esslinger Zeitung online entnommen,
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