09.04.2008
DRK sieht Euro-Notruf 112 positiv
Esslinger Zeitung online - Elisabeth Schaal
KREIS ESSLINGEN: Sowohl vom Handy als auch vom Festnetz aus erreicht man ohne Vorwahl die Rettungsleitstelle
Sie klebt an Telefongeräten, steht als Eintrag im Telefonbuch, taucht auf Rettungs- und Krankenwagen und auf Werbeplakaten des DRK-Kreisverbands Esslingen auf: die Nummer 19 222 für den medizinischen Notfall. Das baden-württembergische Sozialministerium will nun allerdings den Euro-Notruf 112 einheitlich für die Notfallrettung und die Feuerwehr im Land einführen. Beim DRK-Kreisverband Esslingen sieht man das positiv.

Seit den 70er-Jahren gelten in der Bundesrepublik die Notrufnummern 110 für die Polizei und 112 für die Feuerwehr. Anfang der 90er-Jahre wurde dann bundesweit einheitlich die Rufnummer 19 222 für medizinische Notfälle installiert: „Aus dem Festnetz gelangt man immer ohne Vorwahl zur nächstgelegenen Leitstelle“, erklärt DRK-Kreisgeschäftsführer Jörn Fries.
Doch im Handy-Zeitalter hat sich vieles verändert: Wer im Notfall mit dem Mobiltelefon Hilfe holen will, muss bei der Nummer 19 222 die Vorwahl der Leitstelle mitwählen, in deren Einzugsbereich er sich gerade befindet. „Wenn Sie also auf der Autobahn auf Höhe Augsburg einen Verkehrsunfall mitbekommen und den Rettungsdienst alarmieren wollen, wissen Sie dann auf Anhieb, dass Augsburg die Vorwahl 0821 hat?“, fragt Fries.
Ein weiteres Manko: Wer in Esslingen mit Handy die Nummer 19 222 samt der Vorwahl 0711 wählt, kommt in der Regel in der Stuttgarter Leitstelle an. Ein Problem, das auch andere Städte mit identischer Vorwahl haben, zum Beispiel Ludwigshafen und Mannheim. Rafael Dölker, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes Esslingen-Nürtingen beruhigt allerdings: „Das bedeutet nicht, dass es zu einer gravierenden zeitlichen Verzögerung kommt. Mit einem Knopfdruck wird der Anruf an die zuständige Leitstelle weitergeleitet. Wir in Esslingen sehen dann, dass der Anruf von einer anderen Leitstelle kommt.“ In der Leitstelle wird dann auch entschieden, ob ein Notarztwagen zum gemeldeten Notfall geschickt wird oder ob der Einsatz eines Kranken- oder Rettungswagens genügt.Sowohl Dölker als auch Fries sehen große Vorteile im Euro-Notruf 112. „Egal, ob man vom Handy oder dem Festnetz aus diese Nummer wählt, sie ist absolut sicher, man landet im Notfall immer an der richtigen Stelle, sie ist leicht zu merken und man braucht keine Vorwahl“, betont der DRK-Kreisgeschäftsführer. Im Landkreis Esslingen kommt man damit automatisch bei der gemeinsamen Leitstelle von Feuerwehr und DRK in der alten Feuerwache an der Esslinger Kiesstraße, in ein paar Wochen dann in der neuen Wache in den Pulverwiesen heraus. Rafael Dölker: „Viele Anrufer benutzen bereits heute die Nummer 112. Der Mitarbeiter der Feuerwehr leitet bei einem medizinischen Notfall den Anruf sofort an den DRK-Mitarbeiter weiter, der ja mit ihm im selben Raum sitzt.“
EU will einheitliche Nummer
Die Europäische Union hatte bereits 1991 die Einführung des einheitlichen und gebührenfreien Euro-Notrufs 112 beschlossen und die Mitgliedsstaaten aufgefordert, dies bis 2003 umzusetzen. „In den nördlichen Bundesländern mussten dafür keine großen Anstrengungen unternommen werden. Dort gab es meist schon sogenannte integrierte Leitstellen für Feuerwehr und Rettungsdienst, die mit der Nummer 112 arbeiteten“, erklärt Fries. Bei integrierten Leitstellen wird der Betrieb „nicht von zwei Organisationen betrieben, deren jeweilige Mitarbeiter eben in einem Raum sitzen, sondern in der Regel von einem Betreiber“. In Esslingen gibt es dagegen wie vielfach im Land lediglich eine gemeinsame Leitstelle, betrieben von der Feuerwehr und dem DRK. Für sie gilt die Aufforderung des Sozialministeriums nicht, die 112 einzuführen. Dölker und Fries sehen das Ganze jedoch pragmatisch: „Wer wirklich nur ein Fahrzeug für einen Krankentransport braucht, kann weiterhin die Nummer 19 222 wählen. Wem allerdings unter Stress in einer Notfallsituation nur die 112 einfällt, der kommt auch an der richtigen Stelle heraus,“ betont Dölker.
Dieser Artikel wurde original aus dem/der Esslinger Zeitung online entnommen,
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