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12.12.2008

Wieder durchbricht ein Auto die Balustrade

Esslinger Zeitung online - EZ-online

ESSLINGEN - Wernauer Ehepaar stürzt aus dem dritten Deck des Parkhauses am Bahnhof in den Tod
 
Eineinhalb Wochen, nachdem bei einem Unfall an dem Parkhaus am Esslinger Busbahnhof ein Teil der Brüstung auf die Straße stürzte, ist gestern Mittag ein Auto durch die Außenmauer zum Busbahnhof gebrochen. Ein Ehepaar aus Wernau stürzte aus dem dritten Parkdeck in den Tod. Nur einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass nicht weitere Personen erschlagen wurden. Die Polizei spricht von einem Unfall. Das Parkhaus wurde gesperrt, die Sicherheitsvorkehrungen werden überprüft.
 
Von Claus Hintennach

Die herausgebrochene Betonplatte lehnt scheinbar unbeschädigt am gesplitterten Schaufenster eines Modegeschäfts im Erdgeschoss des Parkhaus-Gebäudes, das silberne Fahrzeug wurde von der Feuerwehr mit einer gelben Plane abgedeckt. Allzu neugierige Blicke sollen nicht in das Unfallfahrzeug geworfen werden. Fernsehteams sind am Unfallort, Schaulustige drängen sich an der Absperrung, manche versuchen einen Blick aus der Nähe zu ergattern. Doch die werden von der Polizei zurückgewiesen. In der Außenmauer des dritten Parkdecks klafft ein Loch, der durchtrennte Eisen-Handlauf ragt in die Höhe. Entsetzen und Ungläubigkeit sind spürbar. Nur wenige Tage nach dem ersten ähnlich gelagerten Unfall, nur 20 Stunden nach dem vermutlichen Selbsttötungsversuch eines 61-Jährigen am Messeparkhaus in Leinfelden-Echterdingen, lässt der tragische Unfall Verantwortliche und Zaungäste ins Grübeln kommen. Wie konnte das passieren? Es wird viel spekuliert, ein sichtlich mitgenommener Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht sagt: „Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen.“

Alles deutet auf einen Unfall hin
Laut Polizeisprecher Fritz Mehl deutet bei dem Tod des Wernauer Ehepaars alles auf einen Unfall hin. Der 60-jährige Mann saß am Steuer, die 58-jährige Frau auf dem Beifahrersitz. Gesicherte Spuren, auch Zeugenaussagen, sprächen für die Unfallthese. Auch seien die beiden angeschnallt gewesen. Das Auto muss mit recht hoher Geschwindigkeit gegen die Brüstung geprallt sein. Davor sind Betonschwellen als zusätzlicher Schutz angebracht. Die müssen wie eine Schanze gewirkt haben. Thomas Ducrée, der Geschäftsführer der Parkhauseigentümerin Gips-Schüle-Stiftung, unterstützt die Anordnung der Stadt zur Sperrung des Parkhauses. „Sicherheit geht vor“, sagt ein ebenfalls mitgenommener Ducrée.
Am Abend des 1. Dezembers war ein 78-Jähriger im vierten Stock gegen eine Balustrade gefahren, die daraufhin auf die Straße stürzte und eine Reihe von Autos beschädigte. Allerdings war dies auf der schmalen Seite des Parkhauses zur Martinstraße hin. Die Verantwortlichen versichern, dass daraufhin schnell geprüft und gehandelt wurde. Ein Statiker sei eingeschaltet worden, schon einen Tag später wurden bei einem Vor-Ort-Termin Konsequenzen überdacht. „Die Stirnseiten wurden als Schwachstellen erkannt“, sagt Wallbrecht. Deshalb wurden in der Martin- und zur Fleischmannstraße hin fünf Meter breite Korridore abgesperrt, um Schutz vor möglicherweise herabstürzenden Teilen zu bieten. Zur zusätzlichen Sicherung wurde der Eigentümer verpflichtet, bis Ende Januar stabilisierende Stahlträger an den Schmalseiten-Brüstungen einzuziehen. „Die Längsseiten sind eigentlich in Ordnung“, sagt Eberhard Pfadt, Mitarbeiter des Esslinger Baurechtsamts. Dort aber brach nun das Wernauer Ehepaar mit dem silbernen Toyota durch die Mauer, beide waren sofort tot. Trotz einer angeblich anderen Konstruktion und der Betonschwellen. „Wenn irgend eine Gefahr erkannt worden wäre, hätte ich gehandelt“, sagt Ducrée.

Sicherheitskonzept wird verlangt
Jetzt haben erst einmal Sachverständige das Wort. Bauingenieure, Statiker, aber auch Kraftfahrzeugexperten werden sich mit dem Fall beschäftigen. Was führte zu dem Unfall, lag eine Sicherheitsverletzung vor oder ist der Wagen mit zu großer, von der Balustrade auch planerisch nicht abzufangender Geschwindigkeit gegen die Brüstung gefahren? Der Eigentümer soll dann ein Konzept vorlegen, wie die Sicherheit im Parkhaus gewährleistet werden kann. Das und notwendige Arbeiten sollen so schnell wie möglich folgen, schließlich wird das Parkhaus nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts eigentlich benötigt. „Wir müssen aber jedes Risiko vermeiden“, sagt Wallbrecht. Gestern wurde auch am Busbahnhof ein Sicherheitskorridor abgesperrt, an den Zugängen zu den Geschäften wurden oben entsprechende Maßnahmen getroffen.
Gegen 14.30 Uhr wurde gestern der demolierte Wagen auf einen Abschleppwagen gezogen und auf ein Firmengelände im Zeller Industriegebiet gebracht. Dort mussten die Leichen aus dem Wrack herausgeschnitten werden. Am Bahnhof wurde das tonnenschwere Mauerteil von einem großen Autokran in die Höhe gezerrt, ehe es abtransportiert wurde. Zurück blieben einige Trümmer, Flecken von ausgelaufenem Benzin und Öl sowie manch offene Frage.

Das parkaus am bahnhof
Das Parkhaus am Esslinger Busbahnhof wurde im November 1968 fertiggestellt. Es ist 35 Meter breit, 83 Meter lang und hat 504 Stellplätze. Im Erdgeschoss sind Geschäfte und Wirtschaften untergebracht, darüber gibt es fünf Parkdecks. Vor etwa 20 Jahren hat es die Gips-Schüle-Stiftung in Stuttgart gekauft. Größere Sanierungen gab es seit Fertigstellung nicht. Im Zuge der Diskussion um die Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes ist das Gebäude in Mittelpunkt von Diskussionen und Verhandlungen gerückt. Ein Kölner Investor will das Gelände kaufen und dort ein großes Einkaufscenter bauen. Doch die Stadt will erst ein Gutachten zu den möglichen Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel abwarten. Zumindest so lange liegt der bereits vor gut einem Jahr abgeschlossene Kaufvertrag zwischen Investor und Schüle-Stiftung auf Eis.

Dieser Artikel wurde original aus dem/der Esslinger Zeitung online entnommen,
wir übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt.

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