Feuerwehr Esslingen am Neckar

Zentraler Einstieg

Notruf: 112

Headline Grafik: BerichtePresse
Berichte  Presse

07.02.2009

Knifflige Wahrheitssuche unter Asche und Schutt

Nürtinger Zeitung - RALPH GRAVENSTEIN

Experte für Brandermittlung informierte die Wehren des Gemeindeverwaltungsverbands Neckartenzlingen und warb um Unterstützung
NECKARTAILFINGEN – Wenn ein Feuer ausbricht und Menschen und Werte in Gefahr bringt, dann stellt sich schnell die Frage nach dem Warum: Mit wie viel Aufwand die Ursache von Bränden von der Kriminalpolizei aufgeklärt werden, darüber informierte nun Brandermittler Christian Coqui rund 80 Wehrmänner aus den Gemeinden des Verwaltungsverbands Neckartenzlingen – und der Experte warb zugleich um die Mithilfe der Floriansjünger bei seiner Arbeit, die diese früher als gedacht in die Tat umsetzen konnten.
Wohl kaum einer der Feuerwehrangehörigen hätte sich träumen lassen, dass so schnell das neue Wissen aus diesem Informationsabend in der Praxis angewendet werden müsste: Doch der jüngste Brandfall in Neckartailfingens Bahnhofstraße, bei dem in der Nacht zum Samstag ein Wohnhaus schwer beschädigt worden war (wir berichteten), erwies sich schnell als klassischer Fall für eine kriminalistisch-genau Ermittlung der Brandursache: Denn ein konkreter Auslöser bei dem Schwelbrand war für Floriansjünger und Polizei vor Ort auf den ersten Blick nicht zu finden.
So war es für die nun ermittelnden Beamten der Kriminalpolizei fast schon ein Segen, dass erst am Donnerstag vergangener Woche Christian Coqui vom Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalamts Stuttgart auf Einladung von Neckartailfingens Wehrkommandant Gerd-Uwe Hecke rund 80 Wehrleute informierte: Coqui zeigte im Saal der Feuerwehr Neckartailfingen anschaulich auf, was beim Löscheinsatz beachtet werden sollte, um wertvolle Spuren zu erhalten, die bei der Aufklärung von Brandursachen helfen können.

„Gerade in kleineren Gemeinden meinen es die Feuerwehrleute nach dem Löschen zu gut und gehen den Geschädigten mit Schaufel und Besen zur Hand, um gleich nach dem Löschen Asche und Trümmer zu beseitigen“, so Coquis Erfahrung. Doch mit dem Schutt landen auch Spuren im Abfallcontainer, die Auskunft darüber geben könnten, warum ein Feuer überhaupt entstanden ist. Und: „Im schlimmsten Fall bewegen Sie sich bei einem Löscheinsatz am Tatort eines Verbrechens“, so der Kriminalbeamte und Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen Abteilung Wäldenbronn. So sei jede unnötige Veränderung am Brandort vor dem Eintreffen der Brandermittler unter Umständen eine verwischte Spur, die beileibe nicht nur eine Brandstiftung aufklärbar machen könnte: „Wir hatten schon einmal den Fall, dass beim Aufräumen eines ausgebrannten Kellers durch die hilfsbereite Feuerwehr eine verbrannte Leiche aufgefunden worden war, die mehrere Stichwunden aufwies. So wurden durch das Wegräumen von Schutt und Asche nicht nur wichtige Hinweise auf den Täter zerstört, sondern die Wehrleute mussten auch in einer aufwändigen Prozedur auch gentechnisch erfasst werden, um ihre DNS-Spuren am Tatort von eventuellen Spuren des Täters unterscheiden zu können.“
Freilich sah Coqui auch die Problematik der Hilfskräfte, denen es am Brandort darum geht, Menschenleben und Sachwerte zu schützen: „Sie konzentrieren sich beim Löschen darauf, Leben zu retten und Werte zu erhalten – für uns Brandermittler kommt es jedoch auch darauf an, ein möglichst genaues Brandentstehungsbild zu bekommen“, so der Sachverständige. Dabei könne es durchaus sein, dass es viel nützen würde, die eigentlich nicht so wertvolle Scheuer als Brandentstehungsort auch zu löschen, obwohl sich die Feuerwehr beim Löschen naturgemäß eher auf ein daneben stehendes Wohnhaus konzentriere, um größere Sachschäden zu vermeiden. „Für uns ist eben wichtig, die Stelle genau eingrenzen zu können, wo es los ging“, so Coqui: Denn dies würde die Ermittlungsarbeit ungemein erleichtern: So fiele etwa die Suche nach Kurschluss-Spuren leichter, die teilweise nur als millimeterkleine Schmelzspuren an verbrannten Kabeln zu finden seien. „Wenn man solche winzigen Hinweise sucht, ist jeder Meter, den man nicht absuchen muss eine große Hilfe.“
Wie akribisch die Arbeit zur Brandermittlung zum Teil sei, machte Coqui an einem Fallbeispiel deutlich: So habe er mit einem Kollegen einen Wohnhausbrand untersucht und nur auf Grund winziger Schmelzspuren an einer verbrannten Elektroleitung und in einem völlig verkohlten Waschmaschinen-Thermostat die Brandursache „technischer Defekt“ beweisen können. Dazu bedurfte es allerdings auch etlicher Untersuchungen, die mit Röntgengerät, viel Fingerspitzengefühl und technischem Wissen zum Ergebnis führten. „Ein wenig Staub und Feuchtigkeit hatten dafür gesorgt, dass der ansonsten einwandfreie Thermostatanschluss einen Lichtbogen erzeugte – das war die Ursache des Feuers“, so Coqui, der an einem baugleichen Teil den Brandausbruch sogar simuliert hatte, um sein Gutachten zu stützen.
Die Floriansjünger aus Neckartailfingen, Neckartenzlingen, Altdorf, Altenriet, Bempflingen und Schlaitdorf zeigten sich nicht nur von der Akribie beeindruckt, mit der die oft rätselhaften Ursachen von Bränden aufgeklärt werden. Sie beherzigten auch die Hinweise des Kriminalbeamten in der Praxis und ließen den Ort des ersten Brands nach diesem Informationsabend so unverändert wie nur möglich.

Dieser Artikel wurde original aus dem/der Nürtinger Zeitung entnommen,
wir übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt.

Feuerwehr Esslingen am Neckar

Zentraler Einstieg

Hauptfeuerwache
Pulverwiesen 2 | 73728 Esslingen a.N.
©2025 FEUERWEHR ESSLINGEN AM NECKAR - ZENTRALER EINSTIEG I Kontakt I Impressum I Datenschutz I Intern I Cookie-Einstellungen