

Esslingen - Bewohner der Webergasse 13 können vorerst nicht in ihre Räume zurück.
Die Ursache des Feuers, das sich am Montag in der
Webergasse 13 ereignet hatte, ist weiter unklar. Experten der Esslinger
Kripo nahmen gestern das Gebäude unter die Lupe und sicherten Spuren.
Unterdessen bekamen Eigentümer und Bewohner einen Eindruck vom Ausmaß
des Schadens. Die Mieter müssen sich nach einer neuen Bleibe umschauen,
die Hauseigentümerin will das Gebäude möglichst rasch wiederherstellen.

Den ganzen Tag über waren gestern Fachleute der Polizeidirektion
Esslingen in dem einstigen Patrizierhaus in der Altstadt an der Arbeit,
um der Brandursache auf die Spur zu kommen. Doch bis zum Abend konnte
Polizei-Sprecher Fritz Mehl kein abschließendes Ergebnis vermelden.
Sicher ist bisher nach Mehls Angaben, dass das Feuer in einer Wohnung
im zweiten Obergeschoss ausgebrochen war und dass der Brandherd in der
Nähe eines Sofas lag. Von dort hatte sich das Feuer im Handumdrehen
ausgebreitet und auf das unmittelbar angrenzende Nachbargebäude in der
Augustinerstraße übergegriffen, dessen Dachstuhl ebenfalls zerstört
wurde. Auch in der Webergasse wur de ein angrenzendes Haus schwer
beschädigt.
Nur leichte Blessuren
Nur dem raschen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu verdanken, dass der
Brand unter Kontrolle gebracht wurde, ehe er in der eng bebauten
Altstadt noch größeren Schaden anrichten konnte. Schwerverletzte waren
entgegen anfänglicher Befürchtungen zum Glück auch nicht zu beklagen:
Eine 64-jährige Frau war gestern noch zur Beobachtung im Krankenhaus,
zwei weitere Hausbewohner im Alter von 29 und 33 Jahren erlitten
leichte Rauchgasvergiftungen. Bewohnbar ist das Gebäude vorerst nicht.
Gestern hatten die Mieter Gelegenheit, das Nötigste aus ihren Wohnungen
zu holen - fürs erste müssen sie sich nun eine andere Bleibe suchen.
Nach Angaben von OB-Sprecher Roland Karpentier wurde dabei bis gestern
Nachmittag die Hilfe der Stadt nicht in Anspruch ge nommen.
Wolfgang Luick, der zusammen
mit seiner Schwester, der Hauseigentümerin Margrit Luick-Gregorius, in
seinem Elternhaus die Galerie 13 betreibt, verschaffte sich gestern
einen Überblick über das Ausmaß des Schadens. Nach seinem ersten
Eindruck müssen die oberen zwei oder sogar drei Stockwerke der
Webergasse 13 ganz neu aufgebaut werden. Doch nicht nur die Flammen,
sondern auch das Löschwasser verursachten schweren Schaden: Die Decken
des historischen Gebäudes, das um 1363 entstanden ist, sind völlig
durchnässt und müssen vollständig ausgetauscht werden. Welcher Schaden
in den Galerieräumen, die nicht von den Flammen heimgesucht wurden, zu
beklagen ist, konnte Luick gestern noch nicht sagen. Die Feuerwehr
hatte die ausgestellten Bilder und Skulpturen vorsorglich mit Planen
abgedeckt, um Wasserschäden möglichst zu vermeiden. Eine für kommenden
Sonntag geplante Finissage der laufenden Ausstellung kann jedoch
keinesfalls in den Räumen der Galerie 13 stattfinden. Margrit
Luick-Gregorius und Wolfgang Luick wollen die Veranstaltung trotzdem
nicht ausfallen lassen und suchen dafür bereits einen anderen Raum.
Galeristen wollen weitermachen
Wie es mit dem schwer beschädig-ten Gebäude in der Webergasse 13 sowie
den Nachbarhäusern, die ebenfalls durch das Feuer in Mitleidenschaft
gezogen wurden, weitergeht, werden die nächsten Tage zeigen. Die genaue
Höhe des Sachschadens muss erst noch taxiert werden, die Polizei
bestätigte gestern ihre vorläufige Schätzung von 500 000 Euro. Die
Geschwister Luick erwarten heute in ihrem Haus zunächst einen
Sachverständigen der Versicherung, danach sollen sich Architekt und
Statiker einen Überblick verschaffen, was nach dem Feuer alles erneuert
werden muss. Dann soll möglichst rasch ein Baugesuch eingereicht
werden, wobei angesichts der kulturhistorischen Bedeutung des Gebäudes
auch der Denkmalschutz ein gewichtiges Wort mitreden dürfte. Für die
beiden Galeristen ist derweil schon jetzt klar: „Wir sind fest
entschlossen, die Sanierung rasch in Angriff zu nehmen und auch mit
unserer Galerie weiterzumachen.“ Für die kommenden Monate sind jedoch
alle Ausstellungs- und Veranstaltungstermine abgesagt. Und auch der
Einbau einer Fußbodenheizung im historischen Gewölbekeller der Galerie
13, über den die Luicks zuletzt mit der Stadt verhandelt hatten, wird
zurückgestellt. „Wir haben jetzt erst mal andere Sorgen“, sagt Wolfgang
Luick.