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09.05.2003

Feuerwehrleute riskieren ihr Leben für andere

Esslinger Zeitung - red

KREIS ESSLINGEN - Feuerschutz als Gratwanderung zwischen Sicherheit und Finanzierbarkeit 3363 aktive Feuerwehrleute, etwa 300 weniger als noch vor zehn Jahren, müssen im Kreis Esslingen täglich damit rechnen, ihr Leben für andere zu riskieren. Was motiviert diese Menschen? Wie sind sie auf diese Gefahren vorbereitet? Das wollte EZ-Redakteur Hans-Joachim Hirrlinger im Gespräch mit Bernhard Dittrich erfahren, der 20 Jahre als Berufsfeuerwehrmann in Berlin arbeitete. Der 42-jährige Brandschutzsachverständige im Landratsamt Esslingen ist seit einem Jahr auch als Kreisbrandmeister für 44 freiwillige und acht Werksfeuerwehren im Landkreis zuständig. Auch der Kreisbrandmeister hat mal klein angefangen. Erinnern Sie sich noch daran? Dittrich: Ich bin in Schorndorf durch einen vermeintlichen Hochhausbrand angelockt worden. Aber dann war es nur eine Großübung, die Nachwuchs für die Feuerwehr werben sollte. Ich bin hängen geblieben. Vielleicht war etwas Abenteuerlust eines 18-Jährigen dabei. Mich reizte auch die Ausbildung, und ich wollte helfen. Mein erster Einsatz war ein Verkehrsunfall mit zwei schwer Verletzten. Was motiviert Menschen wie Sie, Ihr Leben und Ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Dittrich: Als Erstes der Wille, helfen zu wollen. Man übernimmt eben dadurch Verantwortung für die Menschen in einer Gemeinde. Es gibt aber auch eine gute Selbstbestätigung, wenn man Menschen retten kann. Das ist ein Erfolgserlebnis. Das trägt auch über das Risiko hinweg? Dittrich: Das Risiko ist eigentlich geringer geworden. Wir haben in Baden-Württemberg eine gute Ausbildung und Schutzausrüstung. Dadurch ist das Risiko kalkulierbar. Die Einsatzleiter lernen auch, die Gefahren einzuschätzen und die Gesundheit ihrer Leute zu sichern. Wäre der Feuerschutz in dieser Qualität und Dichte auch ohne das Ehrenamt möglich? Dittrich: Möglich sicher, aber nicht bezahlbar. Dann würde er das Zehn- bis 15-fache kosten. Gerade in ländlichen Bereichen, wo man eine große Fläche abzudecken hat, wäre das unbezahlbar. Vor zehn Jahren gab es noch 300 Feuerwehrleute mehr im Landkreis. Wackelt der Brandschutz? Dittrich: Die Tendenz ist seit Jahren leicht rückläufig, landesweit, aber auch im Landkreis Esslingen. 2001 waren es hier noch 3412 Aktive, 2002 nur noch 3363. Wie steuert die Feuerwehr gegen diesen Trend? Dittrich: Über die Nachwuchswerbung. Das geht nur durch eine funktionierende Jugendfeuerwehr. Ich bin zuversichtlich, dass wir das in absehbarer Zeit ausgleichen können. Von 44 Kreisgemeinden haben bereits 41 eine Jugendfeuerwehr, Neuhausen wird nach dem 125. Feuerwehrjubiläum als 42. hinzukommen. Aber wie sichern Sie den Brandschutz heute? Dittrich: Insgesamt gleichen wir den personellen Rückgang zurzeit durch eine bessere Fahrzeugtechnik aus. Das ist teilweise möglich. Problematisch wird es allerdings durch die berufliche Situation. Wir haben viele Auspendler, sodass es viele Kommunen tagsüber nicht mehr schaffen, den Brandschutz innerhalb von zehn Minuten allein sicherzustellen. Sie müssen dann mit den Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Die Feuerwehren machen aus der Not eine Tugend und werben seit 20 Jahren um Frauen. Sind Frauen die besseren Feuerwehrmänner? Dittrich: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich der Umgangston in den Feuerwehren verbessert und der Umgang miteinander. Und Frauen sind oft feinfühliger bei der Erstversorgung von Verletzten. Ansonsten sehe ich keine Unterschiede. Sind Firmen heute noch motiviert, ihre Mitarbeiter für Einsätze freizustellen? Dittrich: Der Knackpunkt sind die kleineren Firmen. Da reißen Feuerwehrleute unter Umständen eine große Lücke. Auch bei Arbeitern an Maschinen ist der Produktionsausfall enorm. Zurzeit ist nur eine Tendenz spürbar. Da kann ich nur an die Betriebsleiter appellieren: Morgen kann es auch in ihrem Betrieb brennen. Aber die Firmen sind verpflichtet, die Leute freizustellen. Sind andere Organisationsmodelle denkbar und sinnvoll? Dittrich: Aus meiner Erfahrung und bei der finanziellen Situation im Land ist das für mich nicht vorstellbar. Man sieht nur in den größeren Städten ab etwa 35 000 Einwohnern, dass einzelne Positionen hauptamtlich besetzt werden. Feuerwehrtechnik ist teuer und die öffentlichen Kassen sind leer. Wie wirkt sich das aus? Dittrich: Es wird deutlich schlechter. Nach Jahren, in denen zu 100 Prozent bezuschusst wurde, waren es 2002 im Landkreis nur noch 56 Prozent. In Baden-Württemberg sind ein Viertel der Fahrzeuge über 25 Jahre alt, auch im Landkreis. Für den Ersteinsatz nimmt man zwar immer modernste Technik, aber dann werden auch die älteren Fahrzeuge benötigt. Droht die Überalterung der Technik, wenn in den öffentlichen Kassen das Geld fehlt? Dittrich: Ja, auch bedingt durch die geringeren Zuschüsse. Wenn sich das nicht drastisch ändert, wird es zwangsläufig zu einer Verringerung der Fahrzeuge kommen. Das ist eine Gratwanderung zwischen Sicherheit und Finanzierbarkeit. Die Gefahr besteht, dass die Sicherheit reduziert wird. Ist der Begriff "Floriansjünger" bei Ihnen negativ besetzt? Dittrich: St. Florian ist immer noch der Schutzpatron der Feuerwehren. Das ist für mich überhaupt nicht negativ behaftet.

Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung entnommen,
wir übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt.

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