

KREIS ESSLINGEN: An die Mitarbeiter der Feuerwehr-Leitstelle, die Disponenten, werden hohe Anforderungen gestellt
„23. Juni 2008, morgens um sechs“: Mathias Imhof, stellvertretender Leiter der Feuerwehrleitstelle Esslingen, erinnert sich noch genau an den Zeitpunkt, als die gemeinsame Leitstelle der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes im Neubau in den Esslinger Pulverwiesen an den Start ging. Zuständig für den Landkreis Esslingen mit seinen rund 515 000 Einwohnern, gehen dort über den Notruf 112 mehr als 60 000 Anrufe im Jahr ein. Rund 13 000 werden an Dritte wie die Polizei oder umliegende Leitstellen weitergeleitet.
Von der Feuerwehr-Leitstelle aus werden bei Brand- und anderen Hilfseinsätzen die jeweils örtlich zuständigen Freiwilligen Feuerwehren alarmiert und bei Bedarf größere Einsätze mit weiteren Kräften koordiniert. Angeschlossen sind die eigenständigen Freiwilligen Feuerwehren in den 44 Städten und Gemeinden des Landkreises mit insgesamt 84 Abteilungen, davon allein sieben Abteilungen in Esslingen. Auch mit sechs teils autark arbeitenden Werksfeuerwehren, darunter jene des Stuttgarter Flughafens, wird zusammengearbeitet.
Die drei Einheiten des Technischen Hilfswerks, die in Ostfildern, Neuhausen und Kirchheim sitzen, werden für Einsätze im Landkreis oder für eine sogenannte Überlandhilfe ebenfalls von Esslingen aus alarmiert. Die Polizei wendet sich an die Leitstelle, wenn nach schweren Verkehrsunfällen Verletzte geborgen, Fahrbahnen gesäubert oder nach einem Unwetter die Straßen geräumt werden müssen, weil umgestürzte Bäume den Verkehr blockieren. Diese technische Hilfeleistung rückt mittlerweile immer mehr in den Vordergrund.
Auf die Leitstelle sind mittlerweile 700 Brandmeldeanlagen aufgeschaltet, und „täglich kommen neue dazu“, weiß Imhof. Diese müssten regelmäßig überprüft werden, doch „natürlich nicht, wenn es gerade eine Unwetterwarnung gegeben hat, dann müssen solche Wartungsschaltungen zurückstehen“.
Von den Tausenden Anrufen münden ungefähr 3000 in einen Einsatzlediglich für die Feuerwehr. „Zwischen dem Eingang eines Notrufs und der Entscheidung, ob eine erste Feuerwehreinheit losgeschickt werden muss, vergehen maximal zwei Minuten“, verdeutlicht Günter Jesinger, derzeit Amtsleiter der Esslinger Gesamtfeuerwehr, wie rasch der diensthabende Disponent reagieren muss. So werden die insgesamt sechs Männer bezeichnet, die in der Feuerwehrleitstelle rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb ihren Dienst versehen.
„Ein Disponent muss eine Ausbildung als Berufsfeuerwehrmann absolviert haben. Das ist die Grundvoraussetzung, um für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe gewappnet zu sein“, betont Jesinger. Als Zusatzqualifikation sei ein Führungslehrgang vonnöten: „Der Betreffende muss in der Lage sein, den Einsatz draußen vom Büro aus führen zu können. Er muss immer einen Schritt voraus denken“, benennt er die Qualitäten seiner Mitarbeiter, die auch noch eine Ausbildung als Rettungssanitäter haben.
EIN HÄNDCHEN FÜR DIE TECHNIK
Und sie müssten trotz möglicher Hektik um sie herum vor allem eines sein: „in allerhöchstem Maße stressresistent“.Jesinger ist deshalb „stolz darauf, dass alle sechs Kollegen diesen hohen Anforderungen entsprechen“.Schließlich müssten sich diese bei Anrufen in kürzester Zeit ein Bild vom Unfall oder dem gemeldeten Brand machen und dem meist aufgeregten Anrufer dazu die notwendigen Informationen entlocken.„Das ist eine wirkliche Kunst, da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt“, weiß Oberbrandmeister Imhof, der selbst als Disponent arbeitet.Doch nicht genugder Anforderungen: Weil in der modernen Leitstelle ohne Technik - und natürlich Menschen, die wissen, wie man sie beherrscht - nichts läuft, müssen die Disponenten auch fit sein, um mögliche Störungen oder Ausfälle im System selbst beheben zu können: „Unter allen Betriebsbedingungen müssen sie in der Lage sein, notwendige Einsätze in Gang zu bringen“, formuliert Jesinger.
In der Hauptwache der Feuerwehr Esslingen in den Pulverwiesen ist die gemeinsame Leitstelle der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes untergebracht. Die DRK-Rettungsleitstelle Esslingen ist das Herzstück des Rettungsdienstes. Sie alarmiert, disponiert und koordiniert alle Rettungsmittel im Landkreis Esslingen, zum Beispiel Rettungstransportwagen, Notarzteinsatzfahrzeuge und Krankentransportwagen.