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26.09.2014

Die Achtung vor dem Menschen in Uniform

Esslinger Zeitung - Christian Dörmann

Esslingen - Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die große Fahrzeughalle der Esslinger Feuerwache in den Pulverwiesen ein authentisches Umfeld für eine Buchpräsentation über Polizeiarbeit ist, dann wurden spätestens durch eine Lautsprecherdurchsage die letzten Zweifel ausgeräumt. Mitten in die Lesung platzte die Einsatzdurchsage - die Feuerwehr musste zu einem Wohnungsbrand ausrücken. Einsätze mit ungewissem Ausgang, das verbindet die Brandbekämpfer mit Polizeibeamtinnen und -beamten. Und auch wenn es um traumatische Erlebnisse geht, sind Parallelen vorhanden.
Am Mittwochabend rückte der Leitende Polizeidirektor Burkhard Metzger mit seinem Buch „Es reicht!“ ein Thema in den Mittelpunkt, das bei den rund 200 Gästen - darunter viele Polizisten aus der Region, Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) und Landespolizeipräsident Gerhard Klotter - einen bedrückenden Eindruck hinterließ. Die Gewalt gegen Polizeibeamte nimmt zu, der Respekt vor deren Arbeit schwindet und die Achtung vor den Menschen in Uniform gerät zu einem traurigen Kapitel. Das wirft kein gutes Licht auf Veränderungen in der Gesellschaft allgemein und ist deshalb nicht nur ein Thema für die Polizei.
Nun kann man die Tatsache, dass Polizeibeamtinnen und -beamte über ihre ganz persönliche Befindlichkeit öffentlich sprechen, als „Geplärre“ abtun, wie das eine große überregionale Zeitung getan hat. Oder man kann sich in das Buch des in Esslingen lebenden Burkhard Metzger vertiefen, der Leiter des Führungs- und Einsatzstabes beim Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen ist. Da geht es eben nicht um Mitleid heischende Klagelieder, sondern um die Schilderung von Betroffenen. Dies geschieht mitunter in einer fast schon an Einsatzberichte erinnernden Sprache, was die Geschichten und die Betroffenheit gleichermaßen glaubwürdig macht.
Ein Streit in einer Bar entwickelt sich zu einer handfesten Schlägerei. Ein Beamter, der schlichten will, erhält einen Faustschlag ins Gesicht. Der Vorgang ist demütigend. Ein Mann hat sich im Beisein der Polizei selbst auf offener Straße erschossen - für die Beamten ein entsetzlicher Anblick und dann werden sie von Angehörigen des Suizidopfers als Mörder beschimpft. Die Festnahme eines Mannes entwickelt sich zu einer Orgie der Gewalt. Ein Polizist wird von einem Brandsatz getroffen, lodert wie eine Fackel und hat an den Folgen lebenslang zu leiden. Und immer wieder ist es die Angst um das eigene Leben, wenn sich aus einer zunächst kontrolliert erscheinenden Situation plötzlich eine Lage entwickelt, die niemand mehr im Griff hat.
NACHTRÄGLICHE OPFER
Das hören die Gäste während der Lesung und sie nehmen die Betroffenheit von Burkhard Metzger wahr, der sich den Geschehnissen auch mit einigem Abstand emotional kaum entziehen kann. Nicht nur die Staatsmacht verkörpernden Beamtinnen und Beamten bringt Metzger dem Publikum näher, sondern auch die Menschen dahinter. Ganz deutlich wird dies durch die Erzählungen von Kriminaltechnikern, deren Leben sich nach dem 11. März 2009 verändert hat. Der Amoklauf in Winnenden und Wendlingen hat nicht nur 16 Tote gefordert, sondern auch nachträglich Opfer hervorgebracht: Polizistinnen und Polizisten, die zwar während ihres Einsatzes und der anschließenden Aufarbeitung des Amoklaufs „funktioniert“ haben, die aber bis heute ihre traumatischen Eindrücke verarbeiten müssen.
„Die Gewalt nimmt nicht nur zu, sie verändert sich auch“, sagt Reinhold Gall. Feindseligkeit und Hass schlagen den Beamtinnen und Beamten immer häufiger auch bei einfachen Routineeinsätzen entgegen, weiß der Innenminister und fordert mehr Achtung sowohl vor der Polizeiarbeit als auch vor den Menschen, die ihren Dienst tun. „Denn nur so haben wir handlungsstarke Polizistinnen und Polizisten, die wir brauchen. “
Das Taschenbuch mit dem Titel „Es reicht! Gewalt gegen Polizeibeamte. Betroffene erzählen“ von Burkhard Metzger ist im Stieglitz Verlag Mühlacker erschienen. Es ist für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung entnommen,
wir übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt.

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