

KREIS ESSLINGEN - Blaulicht und Martinshorn lassen Autofahrer oft unkontrolliert reagieren - Im Juni deutlich mehr Einsätze als im Vorjahr Viele Verkehrsteilnehmer kennen die Situation: Im Rückspiegel taucht ein Rettungswagen mit Martinshorn und Blaulicht auf. In solchen Situationen sind umsichtiges Verhalten und Vorsicht geboten - und zwar von Autofahrern und Rettungsdienst gleichermaßen. "Viele Verkehrsteilnehmer wissen allerdings nicht, wie sie reagieren sollen", weiß DRK-Rettungsdienstleiter Jürgen Vollmer aus Erfahrung. Er und sein Stellvertreter Andreas Nowack können nur den Kopf schütteln, wenn sie an die vergangenen Wochen denken: Zwei Autofahrer verursachten Verkehrsunfälle, weil sie Martinshorn und Blaulicht nicht rechtzeitig wahrnahmen und unkontrolliert reagierten. Naht ein Rettungswagen mit optischem und akustischem Signal, sollte man möglichst schnell den Fuß vom Gaspedal nehmen, blinken und rechts an den Straßenrand fahren. Wenn's ganz eng wird oder der Verkehr sich auf der Straße staut, muss in der Mitte der Fahrbahn eine Gasse für die Einsatzkräfte freigehalten werden. "Die wenigsten Autofahrer halten sich daran", bedauert Nowack. Stattdessen würden immer wieder spontane Bremsaktionen unternommen. Manchmal werde sogar versucht, vor dem Rettungswagen herzufahren. Ganz wagemutige Autofahrer würden sogar im Windschatten des Einsatzfahrzeugs andere Verkehrsteilnehmer überholen. Das "rücksichtslose Verhalten" der Autofahrer führt Nowack vor allem auf Ablenkungen durch laute Musik und auf Telefonate per Handy im Auto zurück. Für die Einsatzkräfte hinter dem Steuer der Rettungsfahrzeuge ist jeder Notfall eine nervenaufreibende Angelegenheit. Vollmer: "Unsere Mitarbeiter stehen unter größter Anspannung, weil es um Menschenleben geht. Sie müssen immer abwägen zwischen der Notwendigkeit, möglichst schnell am Einsatzort anzukommen und unterwegs niemanden zu gefährden." Aus Spaß fahre niemand mit Blaulicht und Martinshorn. Probleme bereitet dem Rettungsdienst auch die Parksituation in engen Gassen und Straßen. Vollmer: "Wir kommen mit unseren großen Rettungsfahrzeugen oft nicht voran, da uns parkende Autos die Durchfahrt blockieren." Mit etwas mehr gegenseitiger Rücksichtnahme und Verständnis würden sich viele derartige Vorfälle vermeiden lassen, ist der Rettungsdienstleiter überzeugt. Oft müssen die Einsatzkräfte auch zeitraubend Ausschau halten nach Hausnummern, wenn diese kaum lesbar angebracht oder gar nicht mehr vorhanden sind. Auch die Namen an den Klingeln seien häufig schwer zu lesen, besonders bei Dunkelheit. Das führe zu Verzögerungen, obwohl "im Notfall jeder auf schnelle Hilfe angewiesen ist", so der Rettungsdienstleiter. Die Rettungskräfte im Landkreis Esslingen wurden im Juni 4364 mal alarmiert - das waren fast 250 Einsätze mehr als im selben Monat des Vorjahres. 1120 Alarmierungen waren Notfalleinsätze, bei denen akute Gefahr für Mensch und Leben bestand. Rund 140 Mal wurden die Rettungskräfte zu Verkehrsunfällen gerufen; sie kümmerten sich dort um Verunglückte und Verletzte. Wegen der anhaltenden Hitze wurden im Juni mehr als 700 Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen behandelt. Vor allem ältere Menschen kamen mit den hohen Temperaturen nur schwer zu Recht. Ferner transportierten die Rettungskräfte 2407 Patienten zu Therapien bei Ärzten oder zur Weiterbehandlung in Spezialkliniken. Insgesamt legten die Hilfskräfte von den Rettungswachen in Esslingen, Nürtingen, Plochingen, Ostfildern-Ruit, Filderstadt-Bonlanden und Leinfelden 61 863 Kilometer zurück.
Dieser Artikel wurde original aus der Esslinger Zeitung entnommen,