

ESSLINGEN: Gerätehaus im Hof der Alten Kelter wird Anforderungen nicht mehr gerecht - Stadt will das Thema 2017 anpacken
Wenn es im Esslinger Norden brennt, wenn Menschen gerettet werden müssen oder wenn nach Unfällen und Naturkatastrophen rasche Hilfe gebraucht wird, sind sie zur Stelle: Die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr-Abteilung Wäldenbronn haben in zahlreichen Einsätzen bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Nun schlagen Abteilungskommandant Alf-Diddo Karnath und sein Team Alarm: Die Probleme im Feuerwehrmagazin im Hof der Alten Kelter in Wäldenbronn häufen sich - selbst am Brandschutz hapert es dort. Das macht die Arbeit der Feuerwehrleute nicht leichter. Im Rathaus hat man die Botschaft vernommen: Derzeit sucht die Verwaltung Lösungsmöglichkeiten, im Frühjahr soll der Gemeinderat beraten.
Die Mängelliste ist lang
Als der Esslinger Feuerwehr-Chef Oliver Knörzer in der jüngsten Einwohnerversammlung für Wäldenbronn, Hohenkreuz, Serach und Obertal von den Sorgen der örtlichen Feuerwehr-Abteilung berichtete, musste er weit ausholen. Bereits der Standort bringt Probleme: Die Feuerwehrleute müssen sich den Hof nebst Zufahrt mit der Alten Kelter teilen - finden dort Veranstaltungen statt, werden Zu- und Abfahrt der Einsatzkräfte bisweilen durch parkende Fahrzeuge behindert. Besonders eng wird es zuweilen, wenn Alf-Diddo Karnath und seine Leute zu einem Einsatz ausrücken müssen: Dann kann es sein, dass anrückende Feuerwehrleute den ersten Löschfahrzeugen, die bereits losfahren, unfreiwillig in die Quere kommen.
Auch am Gebäude selbst gibt es einiges auszusetzen. Weil die Einsatzfahrzeuge im Lauf der Jahre immer größer und höher wurden, mussten die Feuerwehrleute in Eigenarbeit den Fußboden in der Fahrzeughalle absenken - die unerfreuliche Folge sind unterschiedliche Höhen und Abstufungen, die zur Stolperfalle werden können, wenn es bei einem Alarm besonders schnell gehen muss. Die Spinde, in denen die Kleidung der Feuerwehrleute verstaut wird, liegen zwei Stufen über dem Niveau der Fahrzeughalle - eigentlich sollten sie ebenerdig sein. Und wenn die Wehr nach einem Einsatz wieder einrückt, wird Abgas ungehindert in Richtung der Spinde geblasen. Außerdem fehlen separate Umkleidekabinen mit Dusch- und Waschmöglichkeiten außerhalb der Fahrzeughalle, damit man nach einem Einsatz die schmutzige Kleidung weghängen, sich reinigen und frische Kleidung anziehen kann, ohne sich gleich wieder schmutzig zu machen. Und es kommt noch schlimmer: Ausgerechnet die Feuerwehr hat Probleme mit dem Brandschutz, weil der Schulungsraum im Obergeschoss den nötigen Fluchtweg vermissen lässt.
Als Oberbrandmeister Alf-Diddo Karnath die Leitung der Wäldenbronner Feuerwehrabteilung übernommen hat, nahm er zunächst die gesamte Infrastruktur unter die Lupe. Am Ende kam er zu dem Schluss: „Ein sicherer Feuerwehrdienst, der alle Vorschriften berücksichtigt, ist nur noch nach speziellen persönlichen Unterweisungen möglich, in denen man darauf hinweist, dass besondere Vorsicht zu wahren ist. Ich kann mich da auf meine Leute verlassen, aber ein Dauerzustand ist das nicht.“ Deshalb ließ Karnath auch den OB wissen, was im Feuerwehrhaus im Argen liegt. Wie es so weit kommen konnte, kann er sich leicht erklären: „Man musste immer sparen - deshalb mussten wir selbst mal hier etwas renovieren und mal da etwas umbauen. Wenn wir neue Fahrzeuge bekommen haben, die zu hoch waren, haben wir den Boden in Eigenarbeit abgesenkt. Irgendwann waren dann auch die Verkehrswege zwischen den Fahrzeugen zu schmal. So kam eines zum anderen.“
Nachdem Alf-Diddo Karnath die Sorgen der Wäldenbronner Wehr im Rathaus hinterlegt hat, hoffen er und seine Mitstreiter, dass die Stadt nun möglichst rasch reagieren und Abhilfe schaffen wird: „Wir tragen unsere Argumente sachlich vor und wollen keinen Ärger machen. Entscheidend ist, dass sich endlich etwas tut. Wir verlangen keine goldenen Türklinken, sondern den ganz normalen Standard, der nötig ist, damit wir unsere Arbeit bestmöglich erfüllen können. Wer jemals unsere Hilfe gebraucht hat, der weiß, wie wichtig das ist.“
Standortfrage ist noch offen
Im Rathaus kennt man die Probleme der Wäldenbronner Feuerwehr, und die Stadt will sich um Abhilfe bemühen. „Wir arbeiten an Lösungsmöglichkeiten“, erklärt Rathaus-Sprecher Roland Karpentier. „Bis wir die vorstellen können, wird es allerdings noch einige Monate dauern.“ Ob sich die Probleme vor Ort lösen lassen oder ob gar ein neuer Standort anvisiert werden muss, kann Karpentier noch nicht einschätzen: „Unsere Fachleute sollen ergebnisoffen vorgehen.“ Entscheidend sei, dass die Wäldenbronner Wehr am Ende die Arbeitsbedingungen bekommt, die sie braucht. Dass die Stadt in diesem Zusammenhang über einen neuen Zuschnitt der Feuerwehrabteilungen nachdenken könnte, wie einige Bürger am Rande der Einwohnerversammlung gemutmaßt hatten, verweist Karpentier ins Reich der Fabel: „Das ist aktuell kein Thema.“
Wissenswertes zur Wäldenbronner Feuerwehr:
Geschichte: Die Freiwillige Feuerwehr Wäldenbronn wurde 1874 gegründet. Damals fanden sich engagierte Bürger zusammen, um Feuer zu löschen und in Not geratenen Mitmenschen beizustehen. Anfangs standen nur einfache Geräte wie Handdruckspritzen zur Verfügung, heute kann die Wäldenbronner Feuerwehr auf moderne Löschfahrzeuge mit ausgeklügelter Technik zurückgreifen, denn die Anforderungen sind immer komplexer geworden.
Team: Derzeit leisten 31 Männer und drei Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr-Abteilung Wäldenbronn aktiven freiwilligen Feuerwehrdienst. Sie üben die unterschiedlichsten Berufe aus, fast jede Altersgruppe ist vertreten. Bislang wurden in diesem Jahr 35 Einsätze gezählt, im vergangenen Jahr musste die Wäldenbronner Feuerwehr 44 Mal ausrücken.
Feuerwehrhaus: Das aktuelle Magazin wurde 1960 im Hof der historischen Wäldenbronner Kelter eingeweiht. Es bietet Platz für drei Löschfahrzeuge, einen Unterrichtsraum sowie ein „Florians-Stüble“. Beim Umbau in den Jahren 2001 und 2002 wurde eine Fertiggarage angebaut. Außerdem wurde die Fahrzeughalle um mehr als 30 Zentimeter abgesenkt, damit auch moderne Löschfahrzeuge untergebracht werden können. Außerdem wurden neue Tore eingebaut. 2004 folgte der Ausbau des Dachgeschosses.