Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit soll zeigen, welche Probleme die Brandbekämpfung in der engen, meist denkmalgeschützten Altstadt mit sich bringt.
Am Samstag, den 18.Oktober 1997 kam es in der Landolinsgasse zu einem Großbrand, der die Dachstühle zweier denkmalgeschützter Gebäude vernichtete und die Feuerwehr bis zum nächsten Morgen forderte. Eine riesige grau-schwarze Rauchsäule stand über der historischen Innenstadt zu Fuße der Burg, die den freiwilligen Feuerwehrleuten, die sich auf der Anfahrt zur Feuerwache befanden, einen ersten Eindruck gab, was sie erwarten würde.
Der erste Notruf ging um 14:32 Uhr auf der Leitstelle ein. Die drei hauptamtlichen Kräfte der ständig besetzten Wache rückten als erste mit dem damals neuen Vorauslöschfahrzeug VLF aus, das auf Basis eines Kleinbusses aufgebaut ist und in erster Linie für die engen Altstadtgassen beschafft wurde (siehe unten). Dies war übrigens der erste Großeinsatz für dieses System. Noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr hatte der offene Dachstuhlbrand am Gebäude 16 aufgrund einer fehlenden Brandwand auch auf das Gebäude 18 übergegriffen, dessen Dachstuhl stand inzwischen auch in hellen Flammen. Der Angriffstrupp des VLF nahm über den Innenhof des Gebäudes 16 das erste C-Rohr im Innenangriff vor, der Maschinist nach Aufbau der Wasserversorgung das zweite. Hier bewährte sich die automatische Pumpe, die den Druck in den Schlauchleitungen selbständig auf einem konstanten Druck hält.
Das Tanklöschfahrzeug TLF 16 und die Drehleiter DLK 23-12 der Abteilung Stadtmitte bauten eine Riegelstellung zu den Nachbargebäuden mit dem Wendestrahlrohr vom Landolinsplatz her auf. Kurze Zeit nachdem zwei Trupps des inzwischen eingetroffenen Löschgruppenfahrzeugs LF 16-TS zur Unterstützung der hauptamtlichen Kräfte in das Gebäude 16 und den Innenhof eingedrungen waren, stürzte ein Teil des Dachstuhls in sich zusammen, also binnen Minuten nach der Alarmierung, was auf eine enorme Vorbrennzeit schließen lässt. Schwere, zum Teil brennende Balken stürzten in einem Funkenregen in den Innenhof und nahmen durch schlagartige Verrauchung jede Sicht. Die kurzzeitig als verschüttet geglaubten Feuerwehrmänner hatten sich jedoch - gewarnt durch das Krachen der Balken - rechtzeitig in die den Innenhof umgebenden Hauseingängen flüchten können, so dass die angeforderten Rettungstrupps nicht "in eigener Sache" tätig werden mussten.
Im weiteren Verlauf nahmen die nachrückenden freiwilligen Kräfte der Abteilungen Stadtmitte, Berkheim, Sulzgries und Zell weitere C-Rohre im Innenangriff in beiden betroffenen Gebäuden sowie B-Rohre und 2 Wendestrahlrohre der Drehleitern im Außenangriff vor. So wurden die Gebäude nach und nach vollständig von Fahrzeugen der verschiedenen Wachen in den engen Altstadtgassen umzingelt. Insbesondere konnte auch die zweite Drehleiter an strategisch günstiger Position diagonal zur ersten eingesetzt werden. Am Gebäude 16 war durch den folgenden kompletten Einsturz des Dachstuhls und der weiterhin bestehenden Einsturzgefahr ein gezielter Innenangriff nahezu unmöglich und unverantwortbar, es wurde von außen geflutet. Der stehen gebliebene Kamin musste gegen 17 Uhr aufgrund seines instabilen Standes mit dem Strahl des Wenderohres zu Fall gebracht werden. Da die Wände und Böden teilweise mit Stroh und anderem brennbaren Füllmaterial isoliert waren, mussten diese in Kleinarbeit aufgebrochen werden, um an darin befindliche Glutnester zu gelangen.
Der Großbrand zog einen umfangreichen Kräfte- und Atemschutzeinsatz nach sich, wie es bei solchen Lagen üblich ist. Die zentrale Versorgung mit Atemschutzgeräten, die Überwachung und Verpflegung an der Versorgungsstelle des Atemschutzgerätewagens GW-AS funktionierte nach einer Anlaufphase ebenso wie der Pendelverkehr zur Feuerwache Adlerstraße mit Mannschaftstransportwagen MTW, um Geräte und Atemluftflaschen zu tauschen sowie erschöpfte Mannschaft zurückzubringen. Der Brand konnte durch den intensiven Einsatz auf die beiden bereits zu Anfang betroffenen Gebäude begrenzt werden.
Es konnte zwar um 18:34 Uhr "Feuer aus" gegeben werden, doch machten die verwinkelte Bauweise, die verwendeten Baustoffe und das nicht mehr betretbare Gebäude 16 Nachlöscharbeiten bis zum nächsten Morgen nötig. In der Nacht war immer eine Brandwache in Zugstärke vor Ort, die Schläuche bis unters Dach stets unter Druck und die Feuerwehrleute ständig auf Kontrollgang durch die betroffenen Gebäudeteile.
Tragische Beinote: Nachdem beim Großbrand niemand zu Schaden kam, wurden zwei Menschen durch den Frontalzusammenstoß ihres PKW mit einem Bus auf der an der Einsatzstelle vorbeiführenden Augustinerstraße schwer verletzt. Es war nicht auszuschließen, dass der PKW-Lenker durch die Einsatzfahrzeuge an der Brandstelle abgelenkt wurde und dadurch auf die Gegenfahrbahn geriet.